10 Jahre Open-Access-Bücher bei De Gruyter: Özkan Ezli und sein Gewinnertitel „Narrative der Migration”
10 Jahre – 10 Gewinnertitel! Unser Open-Access-Jubiläum feierten wir mit einem Wettbewerb, dessen Gewinner und Gewinnerinnen sich der Reihe nach in kurzen Interviews vorstellen werden. Einer von ihnen ist der Literatur- und Kulturwissenschaftler Özkan Ezli.
Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums unserer ersten Open-Access-Buchveröffentlichung ließen wir ein sachkundiges Expertengremium 10 Buchvorschläge aus verschiedenen Disziplinen auswählen, die kostenlos im Open-Access-Modell veröffentlicht werden sollen.
In kurzen deutsch- oder englischsprachigen Interviews – je nach Publikationssprache des entsprechenden Buchtitels – werden wir die 10 Preisträger und Preisträgerinnen dieses spannenden Wettbewerbs näher vorstellen. In kurzen Interviews lernen Sie die Personen, ihre Bücher und ihre Haltung zu Open Access näher kennen.
Den Anfang machte Dominique Haensell, Autorin von “Making Black History – Diasporic Fiction in the Moment of Afropolitanism”. Im Folgenden werden Sie mehr von Özkan Ezli und seinem Titel „Narrative der Migration: Eine andere deutsche Kulturgeschichte” erfahren.
De Gruyter: Bitte stellen Sie sich kurz vor!
Özkan Ezli: Mein Name ist Özkan Ezli und ich bin Literatur- und Kulturwissenschaftler. Seit mehr als zehn Jahren widme ich mich kulturtheoretischen und -praktischen Studien auf Basis von Literatur-, Film-, Sozial-, Debatten- und Theorieanalysen sowie materieller Kultur. Promoviert habe ich mit einer vergleichenden kulturanalytischen Arbeit zu Autobiografien und Reisebeschreibungen türkischer, arabischer und deutscher Provenienz aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Sie ist 2012 unter dem Titel „Grenzen der Kultur. Autobiografien und Reisebeschreibungen zwischen Orient und Okzident” erschienen. Mit meinem nun bei De Gruyter erscheinenden Buch „Narrative der Migration. Eine andere deutsche Kulturgeschichte”, das zugleich meine Habilitationsschrift ist, habe ich eine Kulturgeschichte der Migration in der Bundesrepublik vorgelegt.
DG: Worum geht es in Ihrem Buch?
ÖE: Ich bin von dem Befund ausgegangen, dass die Bundesrepublik Deutschland eine Einwanderungsgesellschaft ist, deren Kulturgeschichte noch nicht geschrieben wurde, weil sie nie zum politischen System gehörte. Ihre Geschichte ist eine informelle und eine potenzielle, die ich über verschiedene Elemente – Orte, Kontakte, Sprechweisen, Handlungen, Auseinandersetzungen (Kämpfe) und Gestaltungen – in der und durch die Geschichte der Literatur, des Films, der Debatten und Theorien sicht- und lesbar gemacht habe. Aus einem mikrologischen Zugang, nämlich mit dem Blick auf Interaktionen, zeigt sich das Politische als ein aktives Feld, in dem Kommunikationen und Praktiken, aber auch ihre Störungen stattfanden und weiterhin stattfinden.
„Diese Arbeit haben wir aufgrund ihres innovativen Zugriffs, der medienübergreifenden Herangehensweise und der hohen Relevanz des Gegenstandes ausgewählt. Wir sind sicher, dass nicht zuletzt auch aufgrund der Länge der Arbeit Open Access besonders sinnvoll wäre, damit die Arbeit die Leserschaft findet, die sie verdient.”
DG: Woher kam der Impuls, Ihr Buch im Open-Access-Modell publizieren zu wollen?
ÖE: Zunächst einmal freut es mich sehr, dass mein Buch zu den prämierten des De Gruyter Open-Access-Awards 2021 gehört. Der Impuls kam von der Editorin Anja Michalski. Ich verspreche mir von der Open-Access-Publikation eine größere Reichweite für mein Buch, dessen Anliegen tatsächlich auch ein zutiefst öffentliches und allgemein politisches ist. Denn mit einer der stärksten Motivationen für mein Buch war, dass jede Leserin und jeder Leser von „Narrative der Migration” ein tiefergehendes Verständnis und Bewusstsein dafür bekommt, wie Deutschland zu einer Einwanderungsgesellschaft geworden ist.
[Titelbild: ChiccoDodiFC via iStock / Getty Images Plus