10 Jahre Open-Access-Bücher bei De Gruyter: Frédérique Renno und ihr Gewinnertitel „Die deutschsprachige weltliche Liedkultur um 1600”
Frédérique Renno erforscht den ästhetischen Wandel von Dichtung und Musik um 1600 – außerdem ist sie eine der Gewinnerinnen unseres Open-Access-Wettbewerbs. Im Kurzinterview stellt sie sich und ihr neues Buch vor.
Im Jahr 2010 veröffentlichten wir unser erstes Open-Access-Buch: „Handbuch Bibliothek 2.0“. Um das 10-jährige Jubiläum dieses denkwürdigen Ereignisses zu feiern, riefen wir im vorletzten Jahr einen Wettbewerb – einen Call for Proposals – aus. Die Bücher der Gewinner/-innen werden für sie kostenlos im Open-Access-Modell publiziert.
Innerhalb von 10 Wochen erhielten wir mehr als 120 Einreichungen, aus denen eine Experten-Jury die 10 vielversprechendsten Vorschläge auswählte.
Nach und nach stellen sich unsere Preisträger und Preisträgerinnen in kurzen Interviews auf unserem Blog vor. Darin erfahren wir mehr über die Personen, ihre Titel sowie ihre Haltung zu Open Access. Anlässlich der kürzlich erfolgten Veröffentlichung ihres Buchs „Die deutschsprachige weltliche Liedkultur um 1600” steht uns nun auch unsere Autorin Frédérique Renno Rede und Antwort.
De Gruyter: Bitte stellen Sie sich kurz vor!
Frédérique Renno: Aufgewachsen in Hamburg und im Südwesten Deutschlands habe ich Musik und Deutsch auf Gymnasiallehramt in Freiburg im Breisgau und Wien studiert. Daran habe ich eine Dissertation an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg angeschlossen, verbunden mit Forschungsaufenthalten an der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel und am Deutschen Historischen Institut in Rom. Seit Oktober 2020 absolviere ich mein Referendariat an der Universitätsbibliothek der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und setze in meiner beruflichen Tätigkeit bewusst einen Schwerpunkt auf die Forschungsunterstützung.
DG: Worum geht es in Ihrem Buch?
FR: Die Dissertation untersucht, wie sich die deutschsprachige weltliche Liedkultur um 1600 verändert. Die volkssprachige Kunstlyrik und das Sololied setzen im deutschen Sprachraum im 16. Jahrhundert ein und sind besonders mit italienischen Elementen ausgestaltet. Durch die zunehmende Rezeption im Bürgertum wird die Liedkultur verbreitet, aufgewertet sowie in literatur- und musiktheoretischen Aussagen kodifiziert.
Die Fallstudien sowie die theoretischen und poetischen Äußerungen zum Lied erweisen, wie sich zwei Konzeptionen des Liedes profilieren: In der Verselbstständigung werden beide Liedkonzepte in Literatur und Musik aufgewertet. So trägt das weltliche deutschsprachige Lied zur Modernisierung und Europäisierung der deutschen Literatur bei.
“Die Arbeit erschließt thematisch ein interdisziplinäres Forschungsfeld zwischen Musik- und Literaturwissenschaft, das gegenwärtig zunehmend in den Fokus der Forschung gerät und daher besondere Aufmerksamkeit erhalten wird. In Hinblick auf eine Open-Access-Veröffentlichung ist dieser Titel besonders zu fördern, weil er eine Fülle von Materialien erstmals erschließt und sehr viele verschiedene Dichter und Komponisten erwähnt werden, so dass die Arbeit auch für den punktuell Interessierten und Suchenden unbedingt online und Open Access zur Verfügung stehen sollte.”
DG: Woher kam der Impuls, Ihr Buch im Open Access-Model publizieren zu wollen?
FR: Mir ist es wichtig, Wissen so einfach wie möglich zugänglich zu machen, damit es zu einer sich immer weiter entwickelnden Wissenschaft beitragen kann. Dafür muss es leicht auffindbar, frei verfügbar und weiterverwendbar sein – und dies gelingt am besten in einer Open-Access-Publikation. Diese Erfahrung mache ich auch immer wieder in meinem Referendariat in der Bibliothek. So kann ich mich auf die beste Art und Weise mit meiner Arbeit am wissenschaftlichen Diskurs beteiligen und darum wäre auch zu begrüßen, dass wissenschaftliche Publikationen immer mehr im Open-Access-Format erscheinen.
[Title image: Library of Congress, Music Division]